Systematisch wurde bei diesem Club-Klasse SPEZIAL mit Herzfrequenzmessgeräten das Aktivationsniveau von drei Teilnehmern protokolliert. Ansatzpunkt für die Messungen ist die Tatsache, dass neben feuchten Handflächen, Trockenheit im Mund und zitternden Handflächen ein erhöhter Puls ein untrügliches Zeichen für Stress ist. Und dieser Stress, das ist ebenfalls allgemein bekannt, blockiert wichtige Wahrnehmungen und verhindert somit oft die entsprechenden Entscheidungen - mit oftmals im Wettbewerb fatalen Folgen.
Hier ist beispielhaft das Ergebnis von Volker Herzog (ein talentierter Junior vom LSV Schwarzwald), oben der Verlauf der Herzfrequenz, darunter das Barogramm (Software und Grafik: SeeYou/Polar):
Ganz deutlich ist zu erkennen, wie sich insbesondere gegen den Schluß des Fluges, das Aktivationsniveau in Abhängigkeit von der Flugsituation markant verändert.
Die Ausganssituation: Am 7. Tag ging es bei Volker an die Rerserven. Es war der letzte Tag, er wollte sich noch mal verbessern. Es lief auf der 2 ½ Stunden AAT für ihn ganz passabel, aber ausgerechnet in der letzten Phase wurde es kritisch. Es ließ sich kein vernüftiger Bart mehr finden. Schlußendlich fand sich Volker, obwohl die Basis bei 1.500 m über Weissenburg lag, 10 Minuten vor dem Zeitende bei einer Entfernung von 15 km zu Weissenburg in nur mehr 300 m über Grund wieder.
Das war Stress pur!
Aus der SeeYou-Darstellung (das IGC-File und das Polar HR-File wurden mit einer speziellen SeeYou-Software miteinander verknüpft) ersieht man ganz deutlich diese Anspannung im Verlauf seines Aktivationsniveaus: Puls stieg von einem durchschnittlichen Wert um unter hundert geradezu exponential um gut 20 % auf über 120 an!
Einen derartigen Effekt findet man nur bei einem herausfordernden Wettbewerb; Messungen bei Trainingsflügen weisen jeden Sportler als "coolen Typen" aus.
Ein derartiges, durchaus repräsentatives Ergebnis ist nun Ansatzpunkt für Methoden des Mentalen Segelflug-Trainings (MST), um das Aktivationsniveau auch in Extremsituationen niedrig zu halten. Denn, um aus einer solchen Situation einigermaßen heil wieder raus zu kommen, braucht man einen kühlen Kopf und gute Entscheidungen.
Für Profis aus anderen Sportarten kein Problem, aber im Segelflug hat man hier noch viel Nachholbedarf.